„Wer die Verhältnisse in Esthal kennt, der weiß, dass das alte Kirchlein schon lange nicht mehr ausreicht, um die mehr und mehr gewachsene Einwohnerzahl der katholischen Gemeinde in sich aufzunehmen. Es entsprach daher einem dringenden religiösen Bedürfnis, dass eine neue Kirche bzw. die alte Kirche entsprechender Weise Vergrößerung erfährt. Die Architekten Willy Schönwetter und Otto Schallenbrand aus Neustadt haben dieses Problem in hervorragender Weise gelöst; die neue Kirche wird an die alte Kirche angebaut oder besser gesagt, das alte Kirchlein wird in die neue einbezogen. Alte und neue Kirche werden eine Gesamtlänge von 51 Meter messen. Ein insgesamt 40 Meter hoher Turm wird weithin sichtbar über die Hausdächer des Dorfes ragen und ins Tal grüßen. Die Kirche wird vollständig aus einheimischem Sandstein gebaut und statt 150 Sitzplätze nunmehr 600 Sitzplätze erhalten. Einem Umstand soll noch besondere Erwähnung getan werden: Durch die Arbeiten am Kirchenneubau und die Wasserleitungsarbeiten, die in Esthal ausgeführt wurden, war es möglich gewesen, auch den letzten Arbeitslosen zu beschäftigen.“
(Auszug aus einem Bericht „Der Rheinpfälzer“ vom 15. Dezember 1933)
Am 18. September 1933 begannen die Arbeiten an der neuen Kirche. Bereits am 5. November konnte Bischof Dr. Ludwig Sebastian den Grundstein legen.
Große Opfer hatten die Esthaler für ihre neue Kirche gebracht. Am 23. September 1934 war das Werk vollendet. Bischof Ludwig Sebastian konnte die Bruder Konrad Kirche einweihen.
Viele Jahre sind seither vergangen. Noch immer ist die Bruder Konrad Kirche der Mittelpunkt des Dorfes. Oft schien sie an manchen Tagen zu klein zu sein. Krieg, Not und Sterben hat sie überdauert. In ihr fanden die Menschen immer wieder Kraft und Trost.
Nach Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils war es notwendig geworden, das Gotteshaus neu zu gestalten. Mit dieser Aufgabe wurde 1980 der Künstler Günther Zeuner aus Speyer betraut. Unter Pfarrer Konrad Rith bekam der Innenraum der Bruder Konrad Kirche ein neues Gesicht.
Manches Altvertraute musste weichen, um den neuen Plänen Raum zu geben. Öffnen wir uns für die Predigt, die uns Günther Zeuner mit seiner Ausgestaltung halten will. Nach der Renovierung 2002 ist die Bruder Konrad Kirche ein Schmuckstück geworden. In der alten Kirche, die zu einer Vorhalle geworden ist, sehen wir den Altar der alten Kirche mit den Statuen der hl. Katharina und der hl. Barbara, über dem Altar den hl. Sebastian, ein besonderer Schutzpatron der Pfarrgemeinde. An den Säulen die Statuen der hl. Theresa, des hl. Sebastian, des hl. Franziskus und des hl. Rochus. An der Außenwand die Statue des hl. Petrus, die Schmerzensmutter Maria und Gedenktafeln, die an die Opfer zweier Weltkriege erinnern.
Treten wir nun in die neue Kirche ein. Lassen wir uns führen von der Gestaltung der Fenster. Die Bildmotive der Fenster auf der linken Seite zeigen Szenen aus dem alten Testament, die auf der rechten Seite Szenen aus dem neuen Testament. Es lohnt sich eine Gegenüberstellung der Bilder. Achten wir besonders auch auf die Farben, die Günther Zeuner auswählte.
Motivdarstellung der Kirchenfenster
Links (Altes Testament)
Die Erschaffung des Menschen
Die Vertreibung aus dem Paradies
Brudermord (Kain und Abel)
Arche Noah
Turmbau zu Babel
Abraham und Isaak
Der brennende Dornbusch
rechts (Neues Testament)
Verkündigung Mariens
Geburt Jesu
Die Taufe Jesu
Die Bergpredigt
Das letzte Abendmahl
Jesus vor dem Richter
Aussendung des hl. Geistes
Wenden wir nun unseren Blick in den Chorraum. Wenn wir nach links schauen, sehen wir die Statue Mariens, rechts die des Kirchenpatrons, den hl. Bruder Konrad. In einer Nische steht die Statue des hl. Josefs.
Im Mittelpunkt des Chorraums steht der Altar mit dem eingemeißelten Bildmotiv der Fußwaschung. Jesus sagt:“So wie ich euch getan habe, so sollt auch ihr einander tun; dienet und liebt einander“. An den Seiten des Altars zeigt uns der Künstler, wie dies im Leben aussehen kann. Werfen wir nun noch einen Blick zum Ambo. Wir alle kennen die Geschichte als Jesus auf dem Wasser wandelte. Die Jünger im Boot hatten Angst. Petrus sagte zu Jesus: „Wenn du es bist, lass mich zu dir kommen.“ Jesus antwortete:“Komm.“ Petrus stieg aus dem Boot, da überkam ihn Angst und er drohte zu sinken. Er schrie: „Herr rette mich.“ Ist das nicht oft auch unser Beten? „Warum habt ihr kein Vertrauen?“, sagt Jesus auch zu uns.
Der Tabernakel zeigt aus der Offenbarung des Johannes das neue Jerusalem.
Die Kirchenfenster betrachtend, waren wir auf dem Weg, den Jesus für die Menschen gegangen ist, bis zur Hingabe seines Lebens am Kreuz. Schauen wir nun auf zum Kreuz, das den ganzen Chorraum beherrscht. Wir sehen Johannes und Maria beim Kreuz – Maria, die uns Jesus am Kreuz zur Mutter gab.
Das Fenstermotiv auf der linken Seite zeigt uns Bilder aus dem Leben der hl. Katharina, die Jesus als Märtyrerin gefolgt ist. Auf der rechten Fensterseite sehen wir Bilder aus dem Leben des hl. Bruders Konrad. Er hat mit seinem Leben durch Dienen und durch die Liebe Jesu nachfolgen wollen.
Text: Karl Becker
Fotos: Harald König und Gemeindearchiv